Rottenburger Hopfen

Regionale Hopfensorten mit langer Geschichte gibt es in Deutschland heute kaum noch. Die Zeit der alten Landsorten, welche durch jahrhundertelange Auslese entstanden, endete etwa in den 1970er und 80er Jahren. Damals begann man neue Hopfensorten mit steigendem Gehalt an Bitterstoffen zu züchten, so dass mit der gleichen Hopfenmenge eine immer größer werdende Menge an Bier gebraut werden konnte. Um wirtschaftlich und konkurrenzfähig zu bleiben, mussten die Hopfenbauer diesem Trend folgen und so wichen viele alte Sorten den modernen.

 

Leider blieben bei den Neuzüchtungen oft andere Sorteneigenschaften wie zum Beispiel das Aroma auf der Strecke, so dass u.a. auch die Geschmacksvielfalt bei den deutschen Bieren in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat. Seit einigen Jahren ist jedoch ein neuer Trend zu beobachten, weg von den billigen Einheitsbieren der Großbrauereien hin zu eigenwilligeren Biersorten kleinerer Regionalbrauereien. Durch diesen Trend steigt allmählich auch wieder die Nachfrage nach älteren Hopfensorten mit ihren charakteristischen Aromaeigenschaften.

 

Eine früher sehr bekannte deutsche Sorte, die schon im 19. Jahrhundert angebaut wurde, ist der Rottenburger Hopfen aus der gleichnamigen Stadt am Neckar, ca. 50km süd-westlich von Stuttgart. Ende der 1970er Jahre zum letzten Mal angebaut, überlebte nur eine einzige hartnäckige Pflanze, die man aus Nostalgiegründen stehen ließ, bis man sie vor einigen Jahren wiederentdeckte und sie daraufhin behutsam versuchte zu vermehren und der Sorte wieder neues Leben einzuhauchen.

 

Im Jahr 2014 startete der Betrieb Locher-Hopfen aus Tettnang am Bodensee zum ersten Mal wieder den Anbau dieses traditionsreichen Hopfens und bietet seitdem die Jungpflanzen zum Verkauf an. Vorher musste in zahlreichen Versuchen  der Nachweis erbracht werden, dass es sich tatsächlich um diese alte berühmte Sorte handelt, die aus den Gärten aber auch aus den Sortenlisten schon seit Jahrzehnten verschwunden war.