Einer mittelalterlichen Sage nach handelt es sich bei den Blüten der gemeinen Wegwarte um die Augen eines verwandelten Burgfräuleins, das am Wegesrand verzweifelt auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet, der mit einem Kreuzzug ins heilige Land gezogen war. Es sind noch einige anderer solcher Mythen und Legenden aus dieser Zeit überliefert, die das Korbblütengewächs meist mit geheimnisvollen Liebeskräften in Verbindung bringen.
In den vielen deutschen Ländern und Regionen gab man der Wegwarte die unterschiedlichsten Namen, wie Verfluchte Jungfer (Ostpreußen), Zigeunerblume (Oberösterreich), Weglueg (Schweiz), Sonnenwendel (Thüringen), Wagleuchte (Böhmen). Aber auch Namen wie Blaue Distel, Faule Gretel, Rattenwurz, Verzauberte Jungfrau oder Blaue Blume der Romantik lassen auf ihre Bedeutung im mittelalterlichen Volksglauben schließen.
Die Zichorie, welche in ganz Europa und Nordwestafrika heimisch ist und wahrscheinlich aus Vorderasien stammt, war aber schon lange vor dem Mittelalter eine geschätzte Heil- und Gemüsepflanze, besonders bei den alten Römern. Eine erste schriftliche Erwähnung findet sich bereits im 4. Jahrtausend vor Christus in ägyptischen Papyrustexten. In der Neuzeit entwickelten sich aus der Wegwarte durch Auslese und Züchtung dann die uns heute bekannten Zichorienarten, wie Kaffeezichorie, Radicchio, Zuckerwurzel oder Chicorée.
Initiative zur Erhaltung historischer Gemüsesorten